Sammlung subjektiver, kurzer Rezensionen von Schriften zum Thema "Ukrainekrise

2016-10-17

Hier sind einige sehr subjektive, sehr kurze Rezensionen von Schriften zum Thema "Ukrainekrise" versammelt. Hintergrund ist die bis dato polarisierte EU-Sicht der deutschen öffentlichen Medien, die sich quasi als Pendant zur Putin-Propaganda gerieren - und es damit auch nicht besser machen. Grundlage meiner Beurteilung sind eine handvoll Interviews mit Migranten der Ostukraine, die dort in den 90er lebten.

1. UA - Ukraine zwischen Ost und West. Vontobel Stiftung. Prof. Ulrich Schmid, 2015.

  • Fazit: Russland böse, die EU gut.
  • Spindoktor Faktor: 90%
  • Ganz gelesen: nein

  • Hier drei symptomatische Argumentationen:
  • Auf keiner der interessanten Karten, die etwa zeigen dass große Teile des Westens der Ukraine vor dem Ende des 2.WK zu Rumänien, Polen und Tschecheslowakei gehörten, ist die Krim als zugehörig zu Russland markiert, obwohl sie 1921 als Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik kreiert wurde und bis 1945 Teil Russlands war.
  • auf Seite 9 wird die russische Sicht der Kiever Sicht die Krim betreffend gegenübergestellt. "Putin behauptet nach der Annexion ..." gegen aus "Kiewer Perspektive Russland habe völkerrechtswidrig die Krim annektiert...". Putin spricht sicher nicht von Annexion, eher Sezession. (Das tun auch andere, siehe z.B. Gabriele Krone-Schmalz in "Russland verstehen").
  • Seite 14: "Im alltäglichen Gebrauch wird keine der beiden Sprachen (russisch und ukrainisch) diskriminiert." Falsch - bereits Anfang der 90er Jahre wurde ein Verbot erlassen, auf dem Schulhof russisch sprechen zu dürfen. Später wird im Text dann auch kurz gesagt, dass es doch eine gute Idee gewesen sei, 2012 in einigen Regionen russich als Amtssprache zuzulassen. Doch die Tatsache: "Weniger als zwei Tage nach dem Sieg der Euromaidan-Revolution beschloss das ukrainische Parlament in einer seiner ersten Amtshandlungen der Post-Janukowytsch-Ära mit einer knappen Mehrheit die Aufhebung des Sprachgesetzes" (siehe z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Sprache_in_der_Ukraine ), faktisch also russisch verboten wurde, wird dagegen nicht erwähnt.

  • Die Schrift ist, wenn Schmid Anekdoten erzählt, interessant. Auch wartet die Schrift teilweise mit Details und Hintergünden auf. Leider macht die Motivation "EU=gut" und "Russland=böse" das Schriftstück zu einem jener (zu Russland inversen) Propagandastücke, die zur Verhärtung der Fronten beitragen, weiter die Sprachlosigkeit der Kontrahenten zementieren und damit eskalierend wirken.